Widersprüche eines Schriftstellers
Verheiratet mit Alma Mahler – später Mahler-Werfel – die den Nationalsozialisten nahestand, die an den Endsieg glaubte. Er, überzeugter Pazifist, schrieb Romane mit Charakteren aus dem jüdischen und christlichen Glauben . Wie das Zusammenleben dieses Ehepaars aussah, wäre sicherlich interessant .
Peter Schmöle stellte am 12. Mai 2014 in dem Gebäude „Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Siegerland e.V.“ in Siegen den Schriftsteller Franz Werfel vor. Begrüßt wurde er durch den katholischen Vorsitzenden Werner Stettner. Es kamen unerwartet so viele Besucher, dass noch schnell zusätzlich Stühle bereitgestellt wurden .
Franz Werfel
wurde am 10.09.1890 in Prag geboren, in derselben Stadt wie sein Zeitgenosse und Kollege
Franz Kafka
. Die Stadt Prag gehörte zur k. u. k. Monarchie und stand unter dem politischen Einfluss des österreichischen Kaisers Franz Joseph I. (seit 1848) und König von Ungarn seit 1867. Er war ein absolutistischer Herrscher mit dem Ziel der Sicherung der Monarchie. Auf dem Balkan herrschten unruhige Zeiten, es kam immer wieder zu Aufständen aus unterschiedlichen Anlässen,
1
wie Peter Schmöle zu erzählen wusste.
Zwischen Franz Werfel und dem Schriftsteller Willy Haas begann eine Freundschaft, die soweit ging, dass die ersten literarischen Gehversuche seitens Franz Werfels in Form von
Gedichten
unter dem Pseudonym seines Freundes in der
Literaturzeitschrift
„Der jüngste Tag“ mit dem Verleger Kurt Wolff veröffentlichte. Später lernte er Max Brod und während des
Dritten Reichs
lernte er
Lion Feuchtwanger
kennen.
So wie Claire Goll, Henriette Hardenberg, Georg Heym und einige mehr, so gehört die
Lyrik
von Franz Werfel zum
Expressionismus
. Später wendete er sich davon ab und bevorzugte den
historisch-politischen Realismus
. Vom Realismus geprägt zeugen seine
Romane
wie „Barbara oder die Frömmigkeit“. Die
Protagonistin
Barbara ist eine Hommage an sein Kindermädchen. Oder der
historische Roman
„Die vierzig Tage des Musa Dagh“. Diesen Roman bezeichnete Peter Schmöle als wichtigstes Werk von Franz Werfel
.
Wie eingangs erwähnt, spielen in einigen Romanen Figuren aus der jüdischen und christlichen Tradition eine Rolle wie „Jeremia“ oder „Das Lied von Bernadette“. Dieser Roman entstand durch ein Versprechen, wie der Referent dem Publikum erzählte: Als Frankreich 1940 von den Deutschen besetzt wurde, bangten einige Schriftsteller um ihr Leben, denn es war nicht sicher, ob sie aus dieser braunen Hölle rauskommen. In Lourdes versprach Franz Werfel, wenn ihm die Flucht nach Amerika gelingen sollte, würde er als Dankeschön über die 1933 heiliggesprochene Bernadette und Lourdes einen Roman schreiben. Der Roman beweist, dass ihm die Flucht gelungen ist. Später schreibt er die Komödie „Jakobowski und der Oberst“, indem sich Franz Werfel mit der Flucht aus Frankreich auseinandersetzt und die Verbundenheit zum Pazifismus zum Ausdruck bringt
.
„
Stern der Ungeborenen“ gehört zum Genre Sciencefiction. Er konnte diesen Roman zwei Tage vor seinem Tod am 26.01.1945 in Beverly Hills in Kalifornien beenden
.
Aus all diesen Romanen las Peter Schmöle längere Abschnitte, die die Ernsthaftigkeit sowie das Humorvolle von Franz Werfel deutlich machten
.
Der Referent rückte das Wesen des Autors in den Mittelpunkt. Dabei zeigte sich, dass der Schriftsteller viele Facetten hatte, auch widersprüchliche. So sehr er eine Absage an den Militarismus erteilte, so konnte er gleichzeitig zu dem
italienischen
Faschistenführer Benito Mussolini, der ursprünglich Sozialist war,
2
sowie zu dem österreichischen Herrscher Franz Joseph I., Kontakte pflegte
.
Während Franz Werfel mit seiner widersprüchlichen Biografie uns eher als ein links-liberaler Denker in Erinnerung ist, wird hingegen sein französischer Zeitgenosse
Jacques de Lacretelle
dem rechten Lager zugeordnet, obwohl er schon deutlich früher sich mit Themen wie Antisemitismus im Roman „
Silbermann
“
auseinandersetzte
.
Die gut verkauften Bücher von Franz Werfel sind in Amerika zum Teil verfilmt worden. Während in Amerika die Menschen sich quasi um die Bücher rissen, durften sie hierzulande während des Dritten Reichs nicht gelesen werden. Seine Werke fielen der Bücherverbrennung zum Opfer
.
Peter Schmöle entließ das Publikum mit einem Fazit über das Gesamtwerk: „teilweise schmalzig, leicht lesbar, trotzdem eine gute und empfehlenswerte Lektüre “.
– Hannah Tiger –
© read Mary Read
1
Vgl. Hermann Kinder, Werner Hilgemann: dtv-Atlas Weltgeschichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Deutscher Taschenbuch Verlag – München 2000, S. 357 ff
.
2
Vgl. Das aktuelle Universal Lexikon in 8 Bänden, Lingen Verlag – Bergisch Gladbach 1994, Band 6, Seite 1279
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