Georg Herwegh: Die drei Sterne

Die drei Sterne

Es traten einst um Mitternacht
Der Sterne drei zusammen,
In nie gesehner heller Pracht,
In nie gesehnen Flammen.

Da scholl es aus des ersten Mund
Von blasser Silberlippe:
»Ich tat den Weg den Völkern kund
Zu eines Gottes Krippe.«

Und stolz darein der zweite schaut,
Wie um sich selbst zu sonnen:
»Auf mich hat Caesar einst vertraut
Und eine Welt gewonnen.«

»Zu mir blickt«, fuhr der dritte fort,
»Das schönste Kind von allen.« –
Am Himmel klang noch laut sein Wort ,
Der Stern war schon gefallen.

– Georg Herwegh –

* 31.05.1817, Stuttgart, Deutschland
† 07.04.1875, Lichtental, Österreich

Georg Herwegh : Der Sohn eines Mundkochs besuchte das Gymnasium in Stuttgart, die Lateinschule in Balingen, das theologische Seminar in Maulbronn und das Tübinger Stift, wurde von letzterem aber vor Ablauf eines Jahrs wegen Insubordination relegiert.
Er emigrierte 1839 in die Schweiz und lebte dann ab 1843 in Paris, wo er mit Heinrich Heine und Karl Marx verkehrte.
Herwegh versuchte im April 1848 mit einer deutschen Legion in die Revolution in Baden einzugreifen und floh nach der Niederlage in die Schweiz. 1866 konnte er, mittlerweile verarmt, aufgrund einer Amnestie nach Deutschland zurückkehren. Er ließ sich in Baden-Baden nieder.
Im 19. Jahrhundert war er neben Heinrich Heine und Ferdinand Freiligrath einer der populärsten deutschsprachigen politischen Lyriker und neben Georg Weerth einer der bedeutendsten mit dem deutschen Proletariat verbundenen Dichter .

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