August Friedrich Ernst Langbein: Zuneigung

Zuneigung

(an alle Freunde des Gesanges)

Des Menschen Singemeister waren
Die Vögel schon im Paradies.
Der Waldgesang der luft’gen Schaaren
Klang unserm Ahnherrn wundersüß.

Das muß dir, dacht‘ er, auch gelingen!
Versuchend traf er manchen Ton;
Und so vererbte sich das Singen
Vom Vater immer auf den Sohn.

Wir dürfen uns der Kunst nicht schämen,
Die uns ein freies Volk gelehrt,
Das weder Haß, noch Neid, noch Grämen
In seiner ew’gen Freude stört.

Nur solchen heitern Seelen glücket
Ein muntres Liedchen ohne Zwang;
Denn selbst nicht jeden Vogel schmücket
Der Liedergabe Himmelsklang. –

Des Waldes Fürst, der Aar, beschenket,
Trotz Sonnenflug, uns nicht mit Sang;
Und alles Raubgeflügel denket
Stockstill auf nichts als guten Fang.

Auch Menschen, die nach Schätzen trachten,
Sind stumm und grämlich, wenn man singt.
Sie pflegen alles zu verachten,
Was nicht wie Gold und Silber klingt.

Doch wer zu seinen Lebensschätzen
Hochherzig Lieb‘ und Freude macht,
Den mag dies Liederbuch ergötzen,
Und freundlich sei’s ihm dargebracht !

– August Friedrich Ernst Langbein –

* 06.09.1757, Dresden, Deutschland
† 02.01.1835, Berlin, Deutschland


August Friedrich Ernst Langbein
übernimmt 1820 das Amt eines Zensors für schöne Literatur, seinen unbeliebten Beruf als Jurist gibt er schon zwanzig Jahre zuvor auf, dass zum Bruch mit seinem Vater führt. Sein Debüt erscheint in der Literaturzeitschrift „Musenalmanach“, Mitherausgeber ist unter anderem Gottfried August Bürger, der ihn auch ansonsten unterstützt. In seiner Lebenszeit werden seine humorvollen Romane wie „Thomas Kellerwurm“ und „ Magister Zimpels Brautfahrt“ gerne gelesen. Seine Lyrik hingegen wird eher als anstößig empfunden.
Sein Amt als Zensor übt er übrigens milde aus.

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