Hafis

Hafis, Dichter aus Persien

Hafis (Geburtsname vermutlich: Mohamed Schemseddin 1 ), persischer Dichter von 1320 bis 1389, geboren und gestorben in der Stadt Schiras .

Hafis , Detail eines Manuskriptes des Diwans, 18. Jahrhundert / British Museum

Als der persische Dichter Hafis um 1320 in Schiras geboren wurde, hatte das damalige Persien (heute Iran) gegen die Gruppen und seinen Nachfolgern des Dschingis-Chans zu kämpfen. Zwischen 1251 und 1265 eroberte H ūlāgū Persien und „errichtet das Reich der Il-Chane 2 . 1336 löst sich Il-Chanats in Teildynastien auf, unter anderem in Mussaffariden, wozu auch Shiras gehörte.

Hafis wurde als dritter Sohn in einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie geboren, doch als der Vater starb, verarmte die Familie, die Kinder waren noch klein . 3
Sein Geld verdiente Hafis als junger Mensch bei einem Teigmacher. In dieser Zeit verfasste er seine ersten Gedichte – angeregt durch einen Tuchhändler – die jedoch nur müde belächelt wurden. Er befasste sich intensiv mit
arabischer (er beherrschte die arabische Sprache) und persischer Poesie sowie mit dem Koran, daher auch sein Name Hafis, das übersetzt „der (den Koran im Gedächtnis) Bewahrende“ 4 bedeutet .
Unklar ist, ob er zeitweise einem mystischen Orden angehört hat, ob er Professor an einer Medrese (arab.-türkisch, „islamische juristisch-theologische Hochschule“ oder „ Koranschule einer Moschee 5 ) und ebenso ist nicht gesichert, ob er verheiratet war und einen Sohn hatte .
In seinen erotischen Ghaselen benennt er Fürsten und Wesire, teilweise in panegyrischen Versen, wie beispielsweise die beiden literarisch interessierten Fürsten Abu Ishak, der von 1343 bis 1353 die Stadt Schihas regierte und der Fürst Schāh Schudscha, der von 1358 bis 1385 regierte. Hingegen gilt der Fürst Mūbaris ad-Din, der von 1353 bis 1358 die Geschicke der Stadt in seiner Hand hatte, als grausam .
Eine besondere Beziehung hatte Hafis zu dem Fürsten Schāh Schudscha, dass vermutlich zwischenzeitlich abkühlte . 6

Ab 1380 unterlag Persien der „Goldenen Horde“ von Tamerlan 7 , die Stadt Schiras war somit auch betroffen, die in dieser Zeit von dem Fürsten Schāh Schudscha regiert wurde .

Hafis starb 1389 in Schiras . 8


Eine Kostprobe:

Lang ist´s her nun, daß mein Herz
dienet einem Götzen ;
Fühlt im Leid der Leidenschaft
Labsal und Ergötzen .

Deines Mundes Rubin zu schaun ,
braucht es Seelen-Sehkraft ;
Wie ertrüg`mein Weltenblick
Glanz von solchen Schätzen ?!

Sei mein Freund, denn alles Licht
Himmels und der Erden
Strahlst Du, Mond, so dich von mir
Tränensterne netzen .

Seh ich doch schon eine Welt
jenen Sänger, welchen
Deine Liebe reden lehrt ,
preisen hoch und schätzen .

Ach mein Gott, vergönne mir
Glück nur im Genügen ;
Mag doch Bettler-Seligkeit
Ehr und Macht ersetzen .

Pfaffe nach des Vogtes Sinn ,
prahle nicht! Der Sultan
Wählt mein armes Herze, drin
sich zur Ruh zu setzen .

Wundumschwärmte Kaaba, wen
birgst du, daß mich Pilger
Jeder Dorn nur Rose deucht ,
mag er gleich verletzen?

Hafis, rühme nun Parwes `
Prunk nicht mehr; denn jener
Darf sich nur am Rest im Glas
meines Kaisers letzen!

(aus: Hafis: Gedichte aus dem Diwan, ausgewählt und herausgegeben von Johann Christoph Bürgel, Reclam – Stuttgart 2007, S. 71 f. / Bürgel; RS I 106; QG 37; H 76)

Anmerkungen :
Pfaffe … zu setzen : „Der mit der Stadtpolizei zusammenarbeitende Prediger hat keinen Grund, sich aufzuspielen, da Hafis das persönliche Vertrauen des Sultans genießt .“ 9

Jener … Kaiser letzen : „Irdische Macht und Herrlichkeit, wie sie Parwes („Name als Symbol der Größe und Vergänglichkeit irdischer Macht“ 10 ) symbolisiert, ist nur ein Abglanz von der Herrlichkeit des in diesem Gedicht gepriesenen Geliebten (oder Sultans).“ 11


Rezeptionsgeschichte

Die mehr als 500 Gedichte von Hafis sind „eine Synthese herrschender geistiger Strömungen im Persien des 14. Jahrhunderts “. 12 Erstmals wurden die Gedichte von Joseph von Kammer, K. K. Rath und Hof-Dolmetsch, die alle drei Mitglieder der Akademie zu Göttingen waren, in den beiden Jahren 1812 und 1813 ins Deutsche übersetzt und im Verlag Cotta herausgegeben. Diese persischen Gedichte gaben Johann Wolfgang von Goethe von 1814 bis 1818 den Anlass, Gedichte darüber zu schreiben, stellenweise in einem fingierten Dialog mit Hafis (Buch Hafis), die in dem Werk „West-oestlicher Divan“ mündeten und am 22. August 1819 ließ er ein Exemplar dem Geheimen Rat Johann Jakob von Willemer zukommen . 13 Bald darauf wurde der Gedichtband im Cotta Verlag herausgegeben .

– Daniela Walter –
© read MaryRead

Biografien

Hafis: Gedichte aus dem Diwan
Ausgewählt und herausgegeben von Johann Christoph Bürgel
Taschenbuch
118 Seiten
erschien: 1972 (mit Unterstützung von UNESCO)
Verlag: Reclam Universal Bibliothek
ISBN 978-3-15-009420-4
Preis: 4,00 € (D), 4,20 € (A)


Sitar Musik und persische Lyrik – Das Bekenntnis des Hafis:

Quelle ( ): https://www.youtube.com/watch?v=KXxxDUTLSGU


1 Vgl. Johann Wolfgang von Goethe: West-oestlicher Divan, Deutscher Taschenbuch Verlag – München 2006 (Sonderausgabe), S. 37
2 Hermann Kinder, Werner Hilgemann: dtv-Atlas Weltgeschichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, Deutscher Taschenbuch Verlag – München, 2000, S. 179
3 Vgl. Hafis: Gedichte aus dem Diwan, ausgewählt und herausgegeben von Johann Christoph Bürgel, Reclam – Stuttgart 2007, S. 6
4 Ebenda
5 DUDEN, Das Fremdwörterbuch Band 5, Meyers Lexikonverlag – Mannheim – Wien – Zürich 1990 (5), S. 489, Spalte 1
6 Vgl. Hafis: Gedichte aus dem Diwan, ausgewählt und herausgegeben von Johann Christoph Bürgel, Reclam – Stuttgart 2007, S. 6ff.
7 Vgl. Hermann Kinder, Werner Hilgemann: dtv-Atlas Weltgeschichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, Deutscher Taschenbuch Verlag – München, 2000, S. 179
8 Vgl. Hafis: Gedichte aus dem Diwan, ausgewählt und herausgegeben von Johann Christoph Bürgel, Reclam – Stuttgart 2007, S. 9
9 Hafis: Gedichte aus dem Diwan, ausgewählt und herausgegeben von Johann Christoph Bürgel, Reclam – Stuttgart 2007, S. 109
10 Ebenda, S. 18, Zeile 17
11 Ebenda, S. 109
12 Ebenda, S. 4
13 Vgl. Johann Wolfgang von Goethe: West-oestlicher Divan, Deutscher Taschenbuch Verlag – München 2006 (Sonderausgabe), S. 245


Bordcafé
lit.Cologne 2016 – Abschlussveranstaltung
Erotik im Kölner Dom
Die Gedichte sowie das Hohelied wurden als akustische Choreographie vorgetragen. Besonders Jasmin Tabatabai und Gustav Peter Wöhler konnten mit ihren tragenden Stimmen die Texte sehr würdevoll rezitieren … mehr >
von Hannah Tiger / 18.03.2016 / Literaturfestival

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